Quantcast
Channel: Driver's Groove » rot
Viewing all articles
Browse latest Browse all 18

Fahrbericht Mercedes-Benz A250 (2012 / W176): Wie Neugeboren

$
0
0

Mercedes-Benz A250 2013 Rot AMG Sport: Aussen, Teaser

So ist das heutzutage: Ein Mercedes hat rot zu sein. Zumindest ist der A250 bereits der dritte Sternenkreuzer in diesem auffälligen Rot – nach dem CLS 63 AMG und dem SLK 250 CDI, dem ich zwei Wochen Testbetrieb gegönnt habe. Hier kommt nun der Fahrbericht zum A250, in ein paar Wochen gibt es dann zum A250 Sport, den ich ebenfalls testen werde, den “storygetriebenen” Bericht.

Mercedes-Benz A250 2013 Rot AMG Sport: Aussen, Heck und Seite unter Container

A-Klasse? War das nicht das Sandwich-Auto?

Die neue A-Klasse ist nach der bisherigen eher gern von Senioren gefahrenen A-Klasse ein gewaltiger Schritt. Ja sogar eine 180 Grad Wende. Weg mit der Sandwich-Bauweise. Die neue B-Klasse wurde geschickte eine ganze Ecke früher auf den Markt gebracht: Sie soll die bisherigen A-Klasse Fahrer abfangen, die Wert auf das hohe Sitzen und das bequeme  Ein- und Aussteigen legen. Auch sie hat den alten Mief abgelegt. Da das Alphabet bekanntlich mit dem A beginnt, hatte man gar keine andere Möglichkeit als diesen Buchstaben für die neue Zielgruppe umzubranden: A-Klasse ist jetzt jung und hipp. Der Einstieg in die Markenwelt. Zum Jobeinstieg die A-Klasse, als Teamleiter die C oder E-Klasse (je nach Branche) und später, viel später, als Vorstandsmitglied die S-Klasse. Ob ein Young Professional die knapp 49.000 Euro vorweisen kann, die das Testfahrzeug kostet, sei mal dahingestellt.

Mercedes-Benz A250 2013 Rot AMG Sport: Aussen, Kotflügel vorne rechts und Felge

Mercedes-Benz A250 2013 Rot AMG Sport: Aussen, Heck angeschnitten, Seitenansicht

Design

Das Design der neuen A-Klasse ist hervorragend. Straffe Linien, sportliches Auftreten, schön konturiert. Es freut mich dass die Designer konsequent den neuen sportlichen Weg gegangen sind (auch wenn das alle anderen Hersteller auch machen) und es nicht weichgekocht haben indem sie irgendwelche Kompromisse eingegangen sind. Für die Designer bei Mercedes war es mit Sicherheit eine aufregende Zeit ein so wichtiges Modell von Grund auf neu auszurichten. Kräftiges, breites Auftreten (besonders von hinten), böser, grimmiger Blick aus den großen Bi-Xenon-Scheinwerfern, riesige Lufteinlässe. Die starken Sicken und Kanten kommen beim Rot besonders gut zur Geltung.

Doch ein Problem hat dieses exzentrische Design: Mit Stahlfelgen oder überhaupt schmalen Reifen auf etwas kleineren Felgen passen die Proportionen nicht mehr so richtig zusammen. Es fahren ja schon einige A-Klassen rum und es wirkt immer ein wenig, als würde die A-Klasse auf Not-Reserverädern rollen. Besonders wenn die Reifenflanke nicht bündig mit der Seitenlinie abschließt. Kann ja auch nicht funktionieren: Ein sportlich gestaltetes Auto und dann nicht konsequent auf Sportlichkeit getrimmt? Ich kann nur jedem empfehlen, mindestens die AMG-Felgen in die Sonderausstattungsliste zu übernehmen. Sonst sieht die A-Klasse etwas nasenlastig aus. Die in der Werbung gezeigte Topausstattung ist natürlich der Idealfall. Beim CLS ist es übrigens nicht anders. Vielleicht kommt das durch die immer größer werdenden Scheinwerfer, Logos, Kühlergrille und die immer schmaler werdenden Fensterflächen. Ich weiss es nicht. Doch sieht die A-Klasse beileibe nicht in jeder Konfiguration schön aus.

Mercedes-Benz A250 2013 Rot AMG Sport: Aussen, Front mit starkem Schneefall, Xenonlicht an

Fahrwerk-Motor-Getriebe

Was soll man bei diesem Kapitel zu einem Mercedes sagen? Das 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe – bei Mercedes DTC genannt – bringt die Drehfreude des Reihenvierzylinders unterbrechungsfrei auf die Straße, wie immer bei Mercedes empfehle ich den Verzicht auf die manuelle Schaltoption, außer eventuell mal um einen Überholvorgang einzuleiten. Der Motor bietet mehr als ausreichend Leistung für das Fahrzeug, man dürfte sogar mit weniger gut beraten sein. Denn der Verbrauch von 9,1 Litern (über 1100 gefahrene Kilometer) ist höher als ich erwartet hätte. Das ohne große Beschleunigungsorgien oder Vollgaspassagen wohlgemerkt! Und so extrem sportlich fährt sich die A-Klasse dann auch nicht, als dass ein so hoher Verbrauch zu verzeihen wäre. Wie jedem anderen Mercedes passt es intuitiv auch bei der A-Klasse eher zum Fahrzeug, lässig mit dem Verkehr mitzuschwimmen und zu entspannen. Die A-Klasse drängt jedenfalls nicht so zum Gas geben wie bei den Angeboten anderer deutscher Hersteller in der Kompaktklasse.

Das Fahrwerk ist dabei knackig hart ohne übertrieben zu wirken. Harte Schläge werden abgefangen, aber die überdurchschnittlichen Fahrbahnverschlechterungen bekommt man auf jeden Fall deutlich mit, keine Sorge. Zielgruppenorientierte Fahrwerksauslegung würde ich das nennen. Darunter leidet die Langstreckentauglichkeit aber nicht: Auf der Autobahn kommt man mit der A-Klasse entspannt von A nach B. Etwas anderes kann sich ein Mercedes auch nicht leisten.

Mercedes-Benz A250 2013 Rot AMG Sport: Aussen, Heck in der Totale, Froschperspektive

Die A-Klasse bei anderen Bloggern:
A-Klasse Erster Eindruck bei mein-auto-blog
Der neue Mercedes-Benz A 200 / 220 CDI bei auto-geil
In der neuen A-Klasse durch Slowenien bei Köln-Format
Die neue A-Klasse: Mein neuer Knuddelbär bei robertbasic
Alltagstauglichkeit

Was die Kompaktklasse am meisten ausmacht ist, dass ein Fahrzeug, das in diesem Segment erfolgreich sein will, mit allen Herausforderungen des Alltags klarkommen muss. In allen Belangen muss es den bestmöglichen Kompromiss bieten. Kleine Abmessungen aber genug Platz für 5 Leute plus Gepäck. Leichtes Manöwrieren in der Stadt und entspanntes Fahren auf der Autobahn und vieles mehr. Die eierlegende Wollmilchsau eben.

Und was ist besser geeignet um das herauszufinden als ein paar Freunde rumzufahren, bei IKEA einen Kleiderschrank zu kaufen, dem Getränkemarkt einen Besuch abzustatten und ein Kind durch Köln zu schaukeln? Und am Ende die Bedienbarkeit von einem 20 Monate alten Jungen beurteilen zu lassen? Aber fangen wir vorne an:

Die Freunde fühlen sich in der A-Klasse wohl, haben ausreichend Platz und wollen nicht unbedingt immer wieder aussteigen. Natürlich erleichtern zwei Türen im Fond diese Aufgabe ungemein. Der Kleiderschrank von IKEA war in der Realität ein verpacktes Duschpaneel mit einer Länge von 1,80m, Breite und Tiefe von jeweils etwa 40cm. Rücksitze umklappen und reinschieben. Passt nicht. Die Breite der Öffnung der Heckklappe ist übrigens nicht die größte. Aber es scheitert am Beifahrersitz. Also flink nach vorne und per Schaltern an der Türverkleidung den Sitz ganz nach vorn fahren und ganz nach vorne kippen. Und Schwups: Passt auf den Millimeter genau! So stelle ich mir das Erfolgserlebnis im Kapitel packen vor. Da ich nichts größeres zur Hand hatte kann ich jetzt einfach behaupten: Da passt alles rein, egal wie groß!

Ohne umgeklappte Rücksitzbank bietet der Kofferraum auch genug Platz für das übliche Getränkekauf-Volumen einer drei- bis vierköpfigen Familie. Bleibt also nur noch das Kind-Schaukeln: Die Anschnallgurte sind lang genug um auch Kindersitze wie den Cybex Pallas 2-fix sicher zu fixieren – beim aktuellen Tester Nissan Murano beispielsweise sind sie fast schon zu kurz wodurch das Anschnallen des Kindes 10 mal länger dauert. Die Fensterlinie ist niedrig genug damit der Kleine aus dem Fenster sehen kann und wildfremden Leuten zuwinken kann und mit Öffnen und Schließen des Panoramaglasdachs lassen sich Kinder perfekt ablenken, wenn die Fahrt mal zu lange wird.

Mercedes-Benz A250 2013 Rot AMG Sport: Aussen, Nahaufnahme Xenonscheinwerfer, eingeschaltet

Mercedes-Benz A250 2013 Rot AMG Sport: Aussen, Nahaufnahme Heckschürze, Diffusor, Auspuff

Junge Liebe

Und wie beurteilt ein 20 Monate altes Kind nun ein Auto? Fahrertür auf und erstmal der “Besteigungstest”: Aus eigener Kraft auf den Fahrersitz, hinsetzen und Lenkrad anfassen. Danach alle Tasten mal wild drücken. Sogar die Tasten am Dachhimmel für das Glasdach und die Beleuchtung hat Struck Junior auf Anhieb gefunden. Genauso die vielen, tiefen Ablagemöglichkeiten in der Mittelkonsole. Denn: Der Wahlhebel für die Schaltstufe der Automatik befindet sich bei der A-Klasse US-typisch an der Lenksäule und nicht zwischen Fahrer- und Beifahrersitz. Dadurch findet man hier neben Cupholdern auch andere große Fächer. Beim A45 AMG wird in das größte Fach die AMG-typische Schalthebel- und Fahrwerkstasten-Armada integriert. Alle sonst üblicherweise auf mehrere Lenksäulenhebel verteilten Funktionen müssen so auf einem einzigen Hebel auf der linken Seite Platz finden. Nur die Tempomat-Einstellung hat einen eigenen Hebel, ebenfalls auf der linken Seite. Das scheint nur auf den ersten Blick wie eine unlösbare Aufgabe. Denn Mercedes hat den Hebel so mit Tasten, Drückern, Schaltern und Drehreglern ausgestattet, dass alle Funktionen leicht von der Hand gehen, ohne ins Handbuch blicken zu müssen. Was die Schaltung per Hebel auf der rechten Seite angeht: Daran habe ich mich so schnell gewöhnt, dass ich zwei Wochen später bei anderen Automatik-Autos immer noch ins Leere fasse, wenn ich nach hinten blickend die Rückwärtsstufe einlegen will. Oder den Scheibenwischer aktiviere.

Auch diesen Hebeln hat mein Sohn seine volle Aufmerksamkeit geschenkt. Nachdem er dann noch alle Sitzplätze ausprobiert hatte, war er selbst beim fünften Versuch einfach nicht aus der A-Klasse zu bekommen. Selbst Tage später hat er immer auf den roten A250 gezeigt und ist auf ihn zugegangen, selbst wenn wir eigentlich mit unserem eigenen Auto fahren wollten. Der Junior hat sich so ziemlich in die A-Klasse verliebt. Wenn es wirklich stimmt, dass die eigenen Kinder einen großen Einfluß auf die Autoentscheidung haben, dann wird es viele A-Klasse-Besitzer geben.

Motor: 1.991cm³ 4-Zylinder Benzinmotor
Antrieb: Vorderradantrieb
Leistung/Drehmoment: 211PS (155kW) / 350Nm
0-100 km/h: 6,6s
Höchstgeschwindigkeit: 240 km/h
Getriebe: 7-Gang DCT
Türen/Sitze: 5/5
Verbrauch kombiniert: 6,1l/100km
Preis Testfahrzeug: 49.129,15 €
Zwei Anmerkungen

Das Intelligent Light System sollte jeder unbedingt mal testen. Es ist faszinierend, wenn man (besonders deutlich auf der Landstraße) von einem fast schon lebendig wirkenden Leuchtkegel vor dem Fahrzeug begleitet wird. Fernlicht bleibt aktiviert und “blendet” entgegenkommenden Verkehr aus dem Lichtkegel aus, kurz nachdem das Auto vorbeigefahren ist wird die dunkle Lücke sanft wieder von Licht geflutet. Alles Weitere lässt sich bei Mercedes nachlesen.

Die auf dem unteren Foto gezeigte Carbon-Struktur auf dem Armaturenbrett ist nicht etwa lackiertes Plastik sondern ist aus Stoff. Eines dieser winzigen Details, in die man sich verlieben kann. Es sieht gut aus und fühlt sich gut an. Ich hab jedenfalls nach jedem Einsteigen in den A250 erstmal mit der Hand über das Armaturenbrett gestrichen.

Mercedes-Benz A250 2013 Rot AMG Sport: Innen, Stimmungsvolle Aufnahme Carbongeflecht, Stoffzierleiste, Lüftungsdüsen im Turbinendesign

Mercedes-Benz A250 2013 Rot AMG Sport: Innen, Fahrerplatz, Cockpit, Dashboard, Armaturenbrett, Vordersitz

Mercedes-Benz A250 2013 Rot AMG Sport: Testurteil, Bewertung, Factsheet

 


Viewing all articles
Browse latest Browse all 18